Das mehrfach ausgezeichnete Projekt Mobilfalt, bei dem private Mitfahrgelegenheiten in den Öffentlichen Nahverkehr integriert sind, wird noch bis Dezember 2023 im Werra-Meißner-Kreis weitergeführt. Mit dem Fahrplanwechsel endet das Projekt – ein On-Demand-Angebot gibt es im Werra-Meißner-Kreis aber weiterhin. Wo bislang Mobilfalt unterwegs war, fahren ab Mitte Dezember 2023 AnrufSammelTaxi-Linien. Der Nordhessische VerkehrsVerbund sorgt so gemeinsam mit dem Landkreis weiterhin für ein attraktives Nahverkehrsangebot vor Ort unter dem Motto „Jedes Dorf, jede Stunde“ - mit Regionalzügen, Linienbussen und AnrufSammelTaxis (AST).
Mobilfalt entstand vor zehn Jahren aus der Idee heraus, Mitfahrgelegenheiten im privaten Pkw in das System des Öffentlichen Nahverkehrs einzubinden. Dazu gehört beispielsweise, dass die Mobilfalt-Fahrten in der NVV-Fahrplanauskunft angezeigt werden, und dass Fahrerinnen und Fahrer eine Kostenerstattung erhalten. Das Ziel war, Autofahrten effektiver und damit nachhaltiger zu machen – und die Zahl der Fahrten insgesamt zu reduzieren.
Der große Unterschied zu herkömmlichen privaten Mitfahrgelegenheiten: Mobilfalt bietet Fahrgästen eine Mobilitätsgarantie. Wird also zur gewünschten Zeit und zum gewünschten Ziel keine private Mitfahrt angeboten, kann stattdessen ein AnrufSammelTaxi gebucht werden.
Die Idee stieß im Werra-Meißner-Kreis auf großen Zuspruch. Seit 2013 waren mehr als 160.000 Fahrgäste auf den Mobilfaltlinien unterwegs. Die Zahlen stiegen von knapp 4400 Fahrten im Jahr auf nun etwa 22.000 Fahrten im Jahr. Gab es zu Beginn 50 Fahrerinnen und Fahrer, die private Fahrten anboten, sind dies aktuell um die 160. Knapp 5000 Personen sind derzeit als Mitfahrende registriert – zu Beginn des Projekts waren es etwa 300.
Der Anteil an privaten Fahrten bei Mobilfalt liegt im Durchschnitt bei 2,5 Prozent. Der weitaus größte Teil der Fahrten wird also nicht in privaten Pkw unternommen, sondern in über den NVV gebuchten Anruf-Sammel-Taxen. Dies liegt vor allem daran, dass für die gewünschte Fahrt nicht immer eine passende private Mitfahrgelegenheit besteht – und die Fahrgäste daher auf die Rückfallvariante, das AnrufSammelTaxi, zurückgreifen.
Das Fazit nach zehn Jahren Mobilfalt: Der Nordhessische VerkehrsVerbund, die Nahverkehr Werra-Meißner und alle Beteiligten haben sehr viel aus dem Projekt gelernt - unter anderem, dass es einer hohen Angebots-Flexibilität bedarf, um Autofahrerinnen und -fahrer für den ÖPNV zu gewinnen. Der Öffentliche Nahverkehr wiederum braucht Fahrpläne, um das Angebot möglichst kostengünstig erbringen zu können. Mit Mobilfalt haben NVV und Werra-Meißner-Kreis versucht, die strukturellen Unterschiede zwischen ÖPNV und Individualverkehr mit eigenem Pkw zu überwinden. Diese Idee hat bundesweit Aufmerksamkeit erregt, das Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet. Nicht zuletzt die steigende Zahl der Nutzerinnen und Nutzer zeigt, dass Mobilfalt ein Erfolg war. Für die bisherigen Mobilfalt-Fahrgäste bleibt auch nach dem Ende des Projekts ein attraktives ÖPNV-Angebot im Werra-Meißner-Kreis bestehen.
„Mit dem Mobilfalt-Projekt haben wir gemeinsam echte Pionierarbeit im Bereich innovativer Mobilitätsangebote geleistet“, sagt NVV-Geschäftsführer Wolfgang Rausch. „Ohne die tatkräftige Unterstützung der vielen Beteiligten vor Ort wäre es nie gelungen, ein solches Angebot in unserer ländlich geprägten nordhessischen Region in die Tat umzusetzen. Ihnen gilt auch im Namen des NVV mein ausdrücklicher Dank. Gemeinsam werden wir daran arbeiten, auch in für die ÖPNV-Branche herausfordernden Zeiten das ÖPNV-Angebot im Werra-Meißner-Kreis und darüber hinaus modern, attraktiv und den Bedürfnissen des Ländlichen Raums entsprechend zu gestalten.“
Landrätin Nicole Rathgeber ergänzt: „Wir sind froh darüber, dass die Menschen im Werra-Meißner-Kreis weiterhin gut mit dem ÖPNV von A nach B kommen können - auch wenn es die privaten Mitnahmen über das Mobilfalt-Projekt ab 10. Dezember nicht mehr geben wird. Die Mobilfalt-Fahrten werden als AnrufSammelTaxi weitergeführt. So bleiben die Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises mobil - auch ohne eigenes Auto.“
So sieht das Angebot auf den bisherigen Mobilfalt- und künftigen AST-Linien im Werra-Meißner-Kreis aus:
Witzenhausen, Neu-Eichenberg
Ab Fahrplanwechsel fahren die Mobilfalt ersetzenden AST-Linien im Stundentakt. Die Angebote der bisherigen Mobilfalt-Linie 219.5 sind dabei in die neue AST-Linie 219.1 integriert worden, das bislang bestehende Verkehrsangebot unter Mobilfalt-Linie 219.6 wird nun als AST-Linie 219.5 geführt.
Großalmerode, Hessisch-Lichtenau
Die bisher in Mobilfalt und künftig als AST verkehrende Linie 210.2 stellt eine stündliche Anbindung der Stadtteile Uengsterode und Weißenbach an die Kernstadt von Großalmerode her und bietet dort Umsteigemöglichkeiten zu den Linien 205 und 210.
Die bisher als Mobilfalt und nun als AST angebotene Linie 209.2 bietet ergänzend zur bestehenden Linie 290 Verbindungen in den Ortsteil Hausen und auf den Hohen Meißner an - in Summe von Montag bis Sonntag stündlich.
Sontra, Herleshausen, Nentershausen
Die bisher unter Mobilfalt und nun als AST angebotene Linie 249.1 bindet auch die nördlich gelegenen Ortsteile der Gemeinde Herleshausen von Montag bis Freitag stündlich an, am Wochenende bestehen ebenfalls alle zwei Stunden Fahrtangebote von/nach Herleshausen.
Die bisher unter Mobilfalt und nun als AST angebotene Linie 259.1 bindet die westlich und östlich gelegenen Stadtteile an die Kernstadt von Sontra an – montags bis freitags im Stundentakt, am Wochenende alle zwei Stunden.
Die oben aufgeführten Punkte beziehen sich nur auf die Veränderungen bei den bisherigen Mobilfaltlinien. Ausführliche Informationen zur Gestaltung des gesamten Bus- und Bahnangebots im Werra-Meißner-Kreis ab Dezember 2023 werden, wie üblich, im Vorfeld des Fahrplanwechsels veröffentlicht.
Weitere Informationen zum Mobilfalt-Projekt unter nvv.de/mobilfalt.