Der Nordhessische VerkehrsVerbund hat sich zum Ziel gesetzt, das Angebot im öffentlichen Nahverkehr mittel- und langfristig weiter zu verbessern. Im Landkreis Kassel gibt es zwei Projekte, die aus Sicht des NVV weiter geprüft werden sollten. Dabei geht es zum einen um die Verlängerung der RegioTram-Strecke von Hofgeismar-Hümme bis nach Trendelburg (Reaktivierung der ehemaligen Carlsbahn-Strecke), und zum anderen um drei zusätzliche Haltepunkte auf der Regionalzugstrecke Hagen - Warburg - Hofgeismar - Kassel in den Liebenauer Stadtteilen Haueda, Liebenau und Lamerden. Für beide Projekte empfiehlt der NVV weitere Untersuchungen in Form von Machbarkeitsstudien. Dies ist das Ergebnis von Potenzialanalysen, die der NVV beauftragt hatte.
Nach Einschätzung der Gutachter lässt die erwartbare Fahrgastnachfrage ein positives wirtschaftliches Ergebnis im Verhältnis zu den Investitionskosten erwarten.
Das weitere Vorgehen muss zunächst mit dem Landkreis Kassel abgestimmt werden, da bei den nächsten Planungsschritten eine Mitfinanzierung durch den Landkreis erforderlich wäre.
Die Details zu den beiden untersuchten Reaktivierungsprojekten:
Verlängerung der RegioTram-Strecke von Hofgeismar-Hümme bis nach Trendelburg (Carlsbahn):
Dem Gutachten zufolge würde die Reaktivierung der ehemaligen Carlsbahn-Strecke zu deutlichen Steigerungen bei den Fahrgastzahlen führen – sowohl auf dem bereits bestehenden Streckenabschnitt Hofgeismar – Kassel (bis zu 150 Fahrgäste mehr pro Tag) als auch auf der Strecke zwischen Hofgeismar und Trendelburg (bis zu 570 Fahrgäste mehr pro Tag).
Das Projekt ließe sich mit niedrigen Betriebskosten realisieren, da die lange Wendezeit der RegioTramlinie 1 in Hofgeismar-Hümme für eine Verlängerung nach Trendelburg genutzt würde. Ein zusätzliches, neues Fahrzeug wäre nicht erforderlich.
Bei einer Verlängerung der RegioTram 1 von Hofgeismar-Hümme bis Trendelburg müssten gleichzeitig die Fahrtrouten von parallel verlaufenden Buslinien (140, 143 und 189) geändert werden. Dies wurde in der Potenzialanalyse mit einbezogen. Zwei Buskonzepte wurden hierbei untersucht.
Zusätzliche Halte im Diemeltal:
Eine Reaktivierung der drei Regionalzughalte in Haueda, Liebenau und Lamerden wäre ausschließlich unter der Voraussetzung möglich, dass die Regionalzuglinie RE17 Warburg – Hagen wieder bis nach Kassel-Wilhelmshöhe durchgebunden wird. Nur in diesem Fall könnten die Züge der Linie RE17 auch die drei zusätzlichen Halte im Diemeltal anfahren. Zwischen Warburg und Kassel-Wilhelmshöhe entstünde dann zwischen der Linie RE11 (RRX) Kassel – Warburg - Düsseldorf und dem RE17 ein halbstündliches Angebot.
Der Potenzialanalyse zufolge würden die Halte des RE17 an den zusätzlichen Stationen im Diemeltal zu einem deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen zwischen Warburg – Hofgeismar – Kassel führen. Auf dem Streckenabschnitt zwischen Warburg und Hofgeismar beispielsweise wären über 400 zusätzliche Fahrgäste pro Tag zu erwarten. Zudem würden mehr als 260 Fahrten vom Auto auf den Zug verlagert und es kämen 80 Fahrten hinzu, die ohne das verbesserte ÖPNV-Angebot nicht stattgefunden hätten.
Auf Basis der Untersuchungen empfiehlt der NVV daher, für beide Reaktivierungsprojekte Machbarkeitsstudien anzustoßen, um die Realisierungschancen besser abschätzen zu können.
Mit dem Ergebnis der Machbarkeitsstudien und einem möglichen weiteren Schritt zur Berechnung des Nutzen-Kosten-Wertes, wird dann deutlich, ob für die beiden Projekte Finanzierungschancen durch Bundes- und Landesmittel bestehen. Dazu müssten die Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Untersuchung über 1 liegen.
Hintergrundinformationen
Die Potenzialabschätzungen zu den genannten Projekten Reaktivierung Carlsbahn und zusätzliche Halte im Diemeltal erfolgten nach der aktuell gültigen Verfahrensanweisung der Standardisierten Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen im öffentlichen Personennahverkehr Version 2016+ und enthält eine Vielzahl von Rahmenbedingungen, um eine Fahrgastprognose für die Reaktivierungsstrecken berechnen zu können.