Für die als “Kanonenbahn” bekannte ehemalige Eisenbahnstrecke zwischen Homberg und Schwalmstadt-Treysa im Schwalm-Eder-Kreis werden bis zu 670 Fahrgäste pro Tag auf dem Streckenabschnitt Treysa – Frielendorf - Homberg erwartet. Das ist das Ergebnis der Potenzialanalyse, die der Nordhessische VerkehrsVerbund 2023 beauftragt hatte. Damit bewegen sich die erwarteten Fahrgastzahlen für die Reaktivierungsstrecke in einem mittleren Bereich.
Ein weiteres Ergebnis liegt zum Kostenrahmen vor: Laut Gutachter dürfen die Investitionskosten bei den verschiedenen Varianten 70 Millionen Euro (Pendelverkehr zwischen Homberg – Treysa) bzw. 90 Millionen Euro (Homberg – Treysa inkl. Elektrifizierung mit Durchbindung nach Frankfurt) nicht überschreiten. Andernfalls ist mit einem Wert unter 1 bei der noch notwendigen Nutzen-Kosten-Untersuchung zu rechnen. Ein Ergebnis über 1 ist jedoch die Voraussetzung zur Finanzierung durch Bundes- und Landesmittel. Ohne diese Förderung wäre das Projekt nicht realisierbar.
Angesichts der allgemeinen Baukostensteigerung ist nach Einschätzung des NVV eine genaue Kostenschätzung für die Strecke sinnvoll, um das Untersuchungsergebnis weiter abzusichern. Auf Basis des ermittelten Kostenrahmens kann dann eine fundierte Entscheidung getroffen werden, ob und wie es mit der Kanonenbahn weitergehen soll. Eine entsprechende Empfehlung hat der NVV an den Landkreis Schwalm-Eder gegeben.
Hintergrundinformationen
Die Potenzialabschätzung zur Kanonenbahn erfolgte nach der aktuell gültigen Verfahrensanweisung der „Standardisierten Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen im öffentlichen Personennahverkehr Version 2016+ und enthält eine Vielzahl von Rahmenbedingungen, um eine Fahrgastprognose für die Reaktivierungsstrecken berechnen zu können. Dazu gehören u.a. :
- der alte Streckenverlauf der Kanonenbahn von Treysa nach Homberg mit sechs neuen Haltepunkten: Leimsfeld, Frielendorf, Silbersee, Wernswig, Sondheim und Homberg (Efze)
- zwei verschiedene Linienverläufe Homberg – Treysa:
- erste Untersuchungsvariante: stündlicher Pendelverkehr mit einem zusätzlichen Fahrzeug und Anschlussverbindungen in Treysa Richtung Frankfurt und Kassel
- zweite Untersuchungsvariante: stündliche Verlängerung der Regionalzuglinie RB41 Frankfurt -Treysa bis nach Homberg mit zwei zusätzlichen Fahrzeugen und einem passenden Anschluss in Treysa zum Regionalexpress 30 nach Kassel inklusive der Elektrifizierung zwischen Treysa und Homberg
- die Verknüpfungsmöglichkeiten mit dem Busverkehr am Bahnhof Homberg
- der Standort des Bahnhofs in Homberg mit einer Empfehlung für der Wachsmuthshäuser Straße statt der Bahnhofstraße
- weitere Einflussgrößen wie die Fahrzeit, die Umsteigehäufigkeit, Wartezeit und Takt
- eine gutachterliche Einschätzung, welche Höhe bei den Investitionskosten maximal erreicht werden darf, damit die Strecke förderfähig wäre.
Dabei wird der bei der Potenzialanalyse ermittelte Nutzen der Streckenreaktivierung den erwarteten Investitionskosten gegenübergestellt. Nur bei einem Nutzen-Kosten-Wert über 1 kann das Projekt durch Bund und Land gefördert werden. Ohne Fördergeld wäre die Reaktivierung jedoch finanziell nicht zu stemmen.